Vom Routinebesuch zum Leben im Kloster: Der Fall des Mannes mit „völlig vermeidbarer“ Lähmung

Ein junger Mann Anfang zwanzig litt unter Nackenschmerzen und beschloss, einen Chiropraktiker in Georgia, USA, aufzusuchen. Jonathan Buckelew hielt es für einen Routinetermin, doch an diesem Tag, dem 26. Oktober 2015, änderte sich sein Leben komplett.
Während einer Manipulation an der Halswirbelsäule verlor Jonathan Buckelew das Bewusstsein. Er wurde ins North Fulton Hospital eingeliefert. Die Ereignisse führten dazu, dass er heute am „Locked-in-Syndrom“ leidet, einer Lähmung des Körpers mit Ausnahme der Augenbewegungen.

Bei einem Chiropraktiker erlitt er eine schwere Verletzung. Foto: iStock
Bei der Ankunft im Krankenhaus stellte das Ärzteteam Symptome einer neurologischen Störung fest: Schwindel, Orientierungslosigkeit und Reaktionslosigkeit. Die Ursache des Problems konnte jedoch nicht identifiziert werden. Erst später wurde bestätigt, dass er einen Hirnstamminfarkt erlitten hatte.
Jonathans Lähmung und Hirnschäden hätten vollständig verhindert werden können.
Die fehlende Diagnose hatte schwerwiegende Folgen. Die Ärzte kamen schnell zu dem Schluss, dass Jonathan am Locked-in-Syndrom litt. Aus diesem Grund kommuniziert er derzeit nur durch Blinzeln.

Jonathan Buckelew vor dem Chiropraktiker, der sein Leben veränderte. Foto: Facebook
„Jonathans Lähmung und Hirnschäden wären völlig vermeidbar gewesen“, sagte der Anwalt der Familie, Lloyd Bell. „Hätte das Ärzteteam die richtigen Maßnahmen befolgt, den Schlaganfall frühzeitig erkannt und effektiv kommuniziert, wäre Jonathans Leben völlig anders verlaufen.“
Verurteilung wegen ärztlicher Fahrlässigkeit Die Familie Buckelew reichte Klage gegen den Chiropraktiker und im North Fulton Hospital gegen Dr. Matthew Womack (Notarzt), den Radiologen James Waldschmidt und den Neurologen Christopher Nickum ein.
Im Jahr 2024 befand ein Staatsgericht im Fulton County Dr. Womack und den Radiologen Waldschmidt wegen Fahrlässigkeit für schuldig und sprach ihnen Schadensersatz in Höhe von insgesamt 75 Millionen Dollar zu.

Es handelt sich um eine der höchsten Strafen für ärztliche Fahrlässigkeit. Foto: Soziale Netzwerke
- 9 Millionen US-Dollar für bereits angefallene medizinische Kosten.
- 20 Millionen Dollar für die zukünftige Pflege.
- 46 Millionen Dollar für persönliches Leid.
Das Gericht sprach den Chiropraktiker, das Krankenhaus und den Neurologen frei. Dr. Womack legte gegen die Entscheidung Berufung beim Obersten Gerichtshof von Georgia ein. Waldschmidt zog seine Berufung jedoch zurück.
Das endgültige Ergebnis bleibt abzuwarten. Der Oberste Gerichtshof von Georgia wird Dr. Womacks Berufung prüfen. Jonathans Leben geht unterdessen mit den physischen Einschränkungen weiter, die ihm das Syndrom, das ihm alles genommen hat, auferlegt hat.
Ein gewöhnlicher Tag, der alles veränderte Seine einzigen Kommunikationsmittel sind seine Augen – er kann blinzeln, um zu antworten – oder die angepasste Tastatur, die er mit seiner Nase aktiviert. Er hat die Fähigkeit zu sprechen oder sich zu bewegen verloren.
„Er will etwas unternehmen, er will raus … Es bricht uns das Herz, ihn so zu sehen“, sagte sein Vater, Jack Buckelew, gegenüber Atlanta News First.
Jack und seine Frau Janice bauten ihr Haus in eine Pflegeeinrichtung um. Sie passten Zimmer an, installierten medizinische Geräte und legten einen Vorrat für zwei Monate an. Die Versorgung des Heims mit Gleichstrom, Sauerstoff und anderen wichtigen Elementen für Jonathans Pflege ist unerlässlich.

Die Lähmung betrifft den gesamten Körper mit Ausnahme der Augen. Foto: Istock
Die Familie ist überzeugt, dass keine Entschädigung jemals den Verlust wiedergutmachen wird. „Es gibt wirklich keine Gerechtigkeit für jemanden, der alles in seinem Leben verloren hat“, fügte Jack Buckelew hinzu.
Jonathan ist ständig bei Bewusstsein, was viele als „ein Schicksal, schlimmer als der Tod“ bezeichnen. Sein emotionaler Zustand ist labil; zeitweise hat er um ein Ende seines Leidens gebeten.
„Es gibt Tage, da sagt er: ‚Schalt ab‘“, sagte sein Vater gegenüber Atlanta News First. „Das sind die härtesten Tage.“
Der Fall Buckelew gilt als eines der höchsten Urteile wegen ärztlicher Kunstfehler in der Geschichte des Staates. Er hat die Diskussionen über die ärztliche Haftung geprägt und unterstreicht die Dringlichkeit einer Überprüfung der Notfallprotokolle.
eltiempo